Ein weiß bemaltes Fahrrad mit Blumen

Ghost Bike Symbolbild © ADFC HH | Cajus Pruin

Mahnwache für in St. Georg getöteten Radfahrer

Am letzten Samstag wurde erneut ein Radfahrer in Hamburg durch einen rechtsabbiegenden Berufskraftfahrer getötet. Der ADFC ruft zur Mahnwache am Freitag um 19 Uhr auf.

„Wir empfinden große Trauer und sind zutiefst geschockt darüber, dass schon wieder ein Radfahrer in Hamburg getötet wurde“, sagt Thomas Lütke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen des Opfers.“ Der 33-jährige Radfahrer wurde am letzten Samstag von dem Fahrer eines privaten Busunternehmens getötet, als dieser von der Kurt-Schuhmacher-Allee rechts in eine für ihn nicht freigegebene Stichstraße zum ZOB abbiegen wollte.

Lütke kritisiert erneut das Versagen von Senat und Polizei in Hamburg, die der Verkehrssicherheit von Radfahrenden und Fußgänger*innen keine Priorität einräumt. „Wir fordern endlich wirksame Maßnahmen zum Schutz von Verkehrsteilnehmer*innen, die keinen tonnenschweren Mantel aus Blech haben, aber trotzdem mobil sein wollen.“

Konkret fordert Lütke Hamburgs Polizei auf, die tatsächlichen Unfallursachen im Straßenverkehr in den Fokus zu nehmen, statt Radfahrende aufzufordern, auf ihre Vorfahrt zu verzichten. Es sei zudem ein Irrtum, wenn sie Verkehrsteilnehmer*innen vor einem vermeintlich toten Winkel bei LKWs warnt. Tatsächlich verfügen auch LKWs, die noch keinen elektronischen Abbiegeassistenten haben, über eine Vielzahl von Spiegeln, die den
Fahrer*innen eine umfassende Sicht ermöglichen und es nirgends einen „toten Winkel“ für sie gibt. Bereits seit 2007 gibt es eine entsprechende EU-Vorschrift zur Spiegelanordnung, die „tote Winkel“ im Sichtfeld des LKW-Fahrers ausschließt.

Darüberhinaus muss die Stadt Hamburg Sofortmaßnahmen zum Schutz von Radfahrenden ergreifen: Fahrverbot in der Stadt für alte LKWs und Busse ohne Abbiegeasssistenten (alternativ Beifahrer*inpflicht), viel mehr Kontrollen des korrekten Rechtsabbiegens von LKW-Fahrenden, professionelle Sicherheitsaudits und Tempolimits.

„Getötete Radfahrende und Fußgänger*innen dürfen nicht länger als bedauerlicher Kollateralschaden des Straßenverkehrs hingenommen werden“, so Lütke. „VisionZero – keine Toten und Schwerverletzten mehr – bleibt sonst immer Vision.“ Es sei inakzeptabel, dass erst tödliche Unfälle passieren müssten, bevor die Polizei für mehr Verkehrssicherheit sorgt und beispielweise Tempo 30 anordnet. „Wir sind schockiert, dass 14 km/h von der Hamburger Polizei noch als Schrittgeschwindigkeit bewertet wird. Ein solches LKW-Tempo senkt die Chanchen für Radfahrende dramatisch, in Konfliktsituationen noch schnell ausweichen zu können.“ Laut der Fußgänger*innenlobby FUSS e.V. bedeutet Schrittgeschwindigkeit nicht schneller als 6 km/h. Die Einhaltung dieses Abbiegetempos müsse die Polizei viel öfter und konsequent kontrollieren – ebenso wie korrekt eingestellte Spiegel. Lütke: „Warum gibt es keine offiziellen, öffentlichen Plätze zum korrekten Einstellen der LKW-Spiegel?“

Mittelfristig müsse der Fokus der Straßenverkehrsplanung auf komplett konfliktfreien Führungen des Rad- und Fußverkehrs liegen: Unterführungen, Überführungen, getrennte Verkehrsnetze, konfliktfreie Ampelschaltungen an deren Übergängen.

Zum Gedenken an den getöteten Radfahrer ruft der Fahrradclub zu einer stillen Mahnwache am Freitag, 24.11., 19 Uhr, auf. Sie findet statt am Ort des Crashs, in der Kurt-Schumacher-Allee/Brockstraße, Hamburg-Mitte, gegenüber dem Carl-Legien-Platz. Dabei wird ein Ghostbike aufgestellt. Das weiß lackierte Fahrrad soll an den getöteten Radfahrer erinnern.


https://hamburg.adfc.de/pressemitteilung/mahnwache-fuer-in-st-georg-getoeteten-radfahrer

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